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Ein Fachaufsatz von Hartmut Schneider,
anerkannter Rasenexperte

 

Das mit der Qualität ist so eine Sache. Der Qualitätsbegriff kann sowohl subjektiv (subjektive Qualität) als auch objektiv (objektive Qualität) interpretiert werden, möglicherweise aber auch als Gesamteindruck aus subjektiven und objektiven Teilqualitäten. Damit stellt sich zunächst die Frage, betrachte ich Qualität als Übereinstimmung der Merkmale und Ausprägung einer Sportrasenfläche mit den Ansprüchen der Nutzer oder rein nach naturwissenschaftlich-technischen Aspekten? Oder fange ich gar an, den Zustand einer Rasenfläche relativ zu bewerten, sprich in Abhängigkeit der individuellen Ressourcen.

Wäre damit dann ein DIN-Sportrasenplatz mit ein paar Lücken oder gelben Flecken eines finanzstarken Sportvereins mit professionellen Greenkeepern möglicher Weise schlechter zu bewerten als ein selbst gebauter Sportplatz ohne Lücken aber mit vielen Unkräutern des FC Blümchen? Damit soll nicht zum Ausdruck gebracht werden, dass einfache Sportvereine sich grundsätzlich mit weniger begnügen müssen als Sportvereine der höheren Liegen. Vielmehr geht es darum, das eigene Potential im Rahmen der individuellen Möglichkeiten möglichst gut auszuschöpfen.

Im Folgenden sollen einige Kriterien angesprochen werden, die näher beleuchtet werden sollten. Einige davon können im Nachhinein nur schwierig oder gar nicht korrigiert werden, andere wiederum werden möglicher Weise aus Unwissenheit bisher einfach nicht richtig beachtet.

Lage und Größe
Bei der ersten Betrachtung eines Sportrasenplatzes spielt natürlich die Größe, die Lage, das Umfeld und die Ausrichtung eine Rolle. Hier gilt zunächst, je höher von der geografischen Lage her eine Naturrasenfläche liegt, desto schwieriger ist es insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten eine geschlossene Grasnarbe zu erhalten. Dies hat mit den klimatischen Faktoren zu tun und mit der Anfälligkeit der Rasengräser gegenüber Krankheiten, insbesondere aus dem Bereich der pilzlichen Erreger. Diese Erreger werden u.a. durch Feuchtigkeit und diese wiederum durch Schatten, geringe Luftbewegung und Taubildung gefördert.

Die wenigen für Sportrasenflächen geeigneten Gräser sind mit einer Ausnahme (Poa supina) zudem auch noch sehr lichtbedürftig. Das heißt Bäume, Gebäude oder sonstige Anlagen, welche Schatten, vor allem morgens auf die Rasenflächen werfen, sind als problematisch anzusehen. Bei Bäumen eventuell korrigierbar, sofern Naturschutz oder Baumverordnungen keinen Einspruch erheben. Die Ausrichtung ist im Nachhinein nicht mehr korrigierbar und sollte deshalb bei der Planung neuer Plätze beachtet werden. Der deutsche Fußballbund DFB empfiehlt die Längsachse in Nord-Süd-Richtung bis Nord-West-West/Süd-Süd-Ost-Richtung auszurichten. Der Vorteil soll sein, dass die Sportler und Zuschauer insbesondere in den Abendstunden von der Sonne nicht geblendet werden.
Zurück zum eigentlichen Spielfeld. Nach den Vorgaben der FIFA und UEFA beträgt das Regelmaß für einen Fußballplatz als Großspielfeld 105 x 68 m. Hier gilt aber grundsätzlich Sicherheit vor Größe, das heißt Einhaltung von Sicherheitszonen und hindernisfreiem Raum, zumal außer bei internationalen Spielen nur die Mindestmaße (90 x 45 m) erfüllt sein müssen.

Gefälle
Das Gefälle richtet sich häufig nach der Topographie und nach Bauwerken in der Umgebung, wie zum Beispiel einer Rundlaufbahn. Es wird dabei grundsätzlich zwischen Pultdach-, Satteldach- und Walmdachgefälle unterschieden. Sinn und Zweck von Oberflächengefälle ist der schnelle Abtransport von Überschusswasser, beispielsweise nach Starkregenereignissen über die Oberfläche. Gemäß der für den Sportplatzbau zuständigen Norm DIN 18035-4 muss das Gefälle zwischen 0,5 und 1,0 % betragen, gemessen mittels Nivellement. In der Praxis lässt sich das Gefälle mittels Richtlatte und digitaler Wasserwaage sehr gut abschätzen, Bild 1.


Bild 1: Abschätzung des Gefälles mittels Richtlatte und digitaler Wasserwaage.

Das Gefälle lässt sich mittelfristig durch entsprechende Pflege- und Besandungsstrategien beeinflussen, beispielweise häufigere Besandung und Bodenlockerung mit Brechwinkel entlang und neben der Mittelachse.

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