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Wasserdurchlässigkeit
Die DIN 18035-4 fordert nach dem Bau bei der Abnahme einer Sportrasenfläche für die Wasserinfiltrationsrate einen Mindestwert von 60 mm pro Stunde. Gemessen wird mit einem sogenannten Doppelring-Infiltrometer nach DIN EN 12616, Verfahren B. In der Praxis ist dieses Messinstrument meist nur in den Bundesliga-Stadien vorhanden, weshalb es auch vereinfachte Verfahren zur Abschätzung der Wasserdurchlässigkeit bzw. Infiltrationsraten gibt. Für den Hausgebrauch eignen sich einfache Ringe aus dem Baumarkt, Bild 2. Daneben kann auch ein Schüttversuch gemacht werden um festzustellen, ob der Rasen mit Filzschicht das Problem darstellt oder rein der Boden. Dazu Rasensoden entfernen, kleine Schürfgrube anlegen, Wasser einschütten und Zeit der Infiltration messen, Bild 3.

Bild 2: Einfache Messung zur Abschätzung der Wasserinfiltrationsrate, Bild 3: Schüttversuch in einer kleinen Schürfgrube ohne Grasnarbe.

Gemäß der Deutschen Fußball Liga DFL soll der Wert bei der Messung mit dem Doppelring-Infiltrometer in den Stadien der 1. und 2. Liga ebenfalls mind. 60 mm/h betragen. Der Wert von 30 mm/h darf dabei in den Stadien nicht unterschritten werden. Dies könnte jetzt ein Orientierungswert für die übrigen Sportplätze darstellen, wobei das natürlich individuell je nach Bodenaufbau und Niederschlagswerten betrachtet werden sollte. Eine sehr hohe oder gar extrem hohe Infiltrationsrate von über 100 mm/h ist aus ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten nicht sinnvoll, da es einer Wasserverschwendung gleichkäme! Sehr geringe Infiltrationsraten (< 10 mm/h) lassen sich häufig durch Filzbekämpfung und Bodenbelüftung bzw. Bodenlockerung mittels Schlitzgeräten, Aerifizierer oder Tiefenbelüfter in Verbindung mit gröberen Sanden erhöhen.

Bodenprofil
Eine Akkumulation von organischer Masse in Form einer Filzschicht stellt neben einer abnehmenden Wasserinfiltration noch ein ganz anderes Problem dar: Filz speichert Wasser und Nährstoffe und ist damit ein ideales Medium für die Entwicklung von Krankheitserregern. Deshalb gilt es diese Entwicklung zu beobachten und die Anhäufung von organischer Masse gegebenenfalls mechanisch zu bekämpfen und das Bodenleben bei deren Abbau zu unterstützen. Einen ersten Eindruck lässt sich durch einen Bodenausstich mit einem Profilspaten oder einem langen Messer gewinnen, Bild 4

Bild 4: Bodenprofil mit deutlicher Filzschicht, Bild 5: Bodenprofil ohne Filzakkumulation mit sehr guter Wurzellänge.

Des Weiteren lässt sich der Gehalt an organischer Masse auch im Labor feststellen. Um einen realistischen Wert zu bekommen, sollte nicht nur der Gehalt von 0-10 cm Bodentiefe, sondern insbesondere auch der Gehalt von 0-3 festgestellt werden. Gemäß DIN 18035-4 sollten die Werte zwischen 1 und 3 M.- % liegen. Wird Fertigrasen verwendet, sind Filzschichten häufig vorprogrammiert und sollten deshalb spätestens bei Anlieferung genau geprüft werden. Filzdicken über 5 mm können nicht empfohlen werden. Deshalb sollte Fertigrasen nach den technischen Lieferbedingungen für Rasensoden aus Anzuchtbestanden (TL Fertigrasen) bei der Eigenschaft „Filzdicke“ möglichst der Kategorie 2 (≤ 5 mm) entsprechen. Bei Fertigrasen sollten auch alle anderen Anforderungen bzw. Eigenschaften im Vorfeld genau definiert werden.

Neben der Schichtenbildung können noch weitere Qualitätskriterien wie der Geruch an einem Bodenprofil festgestellt werden. So sollte das Bodenprofil „erdig“ und auf keinen Fall faulig bzw. nach alten Eiern riechen. Dies deutet häufig auf anaerobe Verhältnisse hin, die sich nicht selten in Schwarzfärbung an feuchten Bodenprofilen äußern. Ein sehr wichtiges Kriterium ist auch die Wurzellänge. Diese lässt sich relativ einfach am Bodenprofil messen. Hier gilt die Maxime: je länger und je mehr Wurzel, desto besser! Wurzeln dienen nicht nur der Wasser- und Nährstoffaufnahme, sondern auch der Verankerung im Boden. Um Trockenperioden besser zu überstehen und eine hohe Scherfestigkeit zu erreichen sind lange Wurzeln deshalb essentiell, Bild 5. Nach den UEFA-Richtlinien zur Spielfeldqualität sind Wurzellängen über 85 mm als sehr gut zu bezeichnen, Wurzellängen kleiner 60 mm als kritisch.

Pflanzenbestand
Neben den bodenpysikalischen Voraussetzungen spielt auch der Pflanzenbestand und dessen Nährstoff- und Wasserversorgung eine wichtige Rolle bei der Wurzelbildung. Häufige kleine Wassergaben, Phosphormangel und geringe Schnitthöhen wirken sich negativ auf das Wurzellängenwachstum aus. Aus dieser Sicht sind die Wassergaben vor dem Training oder Spiel eigentlich unsinnig. Die Wurzeln nehmen die Nutzer aber nur indirekt war. Fliegen die Fetzen während des Spiels sind häufig kurze Wurzeln schuld oder aber Gräser oder andere Pflanzen, die von Haus aus nur kurz wurzeln können, wie das Jährige Rispengras (Poa annua).

Solche Pflanzen lassen sich durch regelmäßiges striegeln ganz gut in den Griff bekommen. Entscheidend für die Nutzer und Zuschauer ist aber zunächst das Gesamterscheinungsbild der Rasenfläche. Hierzu spielt neben einer dunkelgrünen Farbe vor allem die Narbendichte eine wichtige Rolle. Die DFL definiert hierzu beim Deckungsgrad DG (Projektive Bodendeckung) 4 Kategorien von mangelhaft (< 60% DG) über eingeschränkt (60-80% DG) und gut (80-90% DG) bis hin zu optimal (90-100% DG). Die Bestimmung der projektiven Bodendeckung (Narbendichte) erfolgt in Anlehnung an DIN EN 12231 unter zu Hilfenahme eines Rahmenquadrates, Bild 6. Die Schätzung erfolgt in 9 vordefinierten Bereichen, um möglichst den gesamten Platz abzudecken, da erfahrungsgemäß der Deckungsgrad auf der Hauptspielachse geringer ist als in den Seitenbereichen.

Bild 6: Bestimmung der projektiven Bodendeckung mit einem Rahmenquadrat, Bild 7: Eine Vielzahl an Wegerich-Arten zeigen Bodenverdichtung an.

Die DFL sagt bei der Bodenbedeckung aber leider nichts aus über erwünschte und unerwünschte Arten, die sowohl aus der Kategorie der Gräser (z.B. Poa annua und Poa trivialis) als auch aus der Kategorie der Kräuter kommen können und an denen bei den Zeigerpflanzen bestimmte Bedingungen abgelesen werden können. So zeigen beispielsweise Wegerich-Arten Bodenverdichtungen an, Bild 7.

Welcher Maßstab soll jetzt aber für den Fremdartenbesatz genommen werden? Zum einen könnte die DIN 18035-4 herangezogen werden, diese gilt aber nur beim Neu- und Umbau bis zur Abnahme der Rasenfläche. Übersetzt heißt es dort, dass der Pflanzenbestand bei 70 % der Schätzwerte eine projektive Bodendeckung von mindestens 90 % mit erwünschten Arten aufweisen muss. Die für Österreich zuständige Norm (ÖNORM B 2606-1) wird da noch konkreter. Sie fordert eine Narbendichte (projektive Bodendeckung) von mindestens 95 % und einen Fremdgewächseanteil unter 2 %, aber maximal 1 % Fremdgräser, eigentlich kaum zu erreichen.

Oder sollten beim Anteil Fremdgräser, -kräuter an der Projektiven Bodendeckung eher die Kategorien aus der TL Fertigrasen zu Grunde gelegt werden? Kategorie 1: ≤ 10 %, Kategorie 2: ≤ 5 % und Kategorie 3: ≤ 2 %. Auch diese Werte dürften für viele einfache Rasensportplätze nur schwierig erreichbar sein. Laut DFB können im Amateurbereich unerwünschte Pflanzen im Mittelfeld bis 10 % Narbenanteil und in den Seitenbereichen bis 25 % toleriert werden. In den Profiligen sind keine unerwünschten Pflanzen oder höchstens vereinzelt tolerierbar (siehe DFB-Kompendium). Demnach ist eine differenzierte Betrachtungsweise notwendig, je nach visuellen Anforderungen, möglicher Weise aber auch nach Art und Intensität der Nutzung.

Grundsätzlich sollte bei der Dezimierung von Fremdarten die nichtchemische Bekämpfung, z. B. durch Striegeln und Vertikutieren, bevorzugt werden.

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