- 8. Januar 2021
- Allgemein Fachwissen News
Ein Fachaufsatz von Hartmut Schneider,
anerkannter Rasenexperte
Für die Anlage von Rasenflächen werden auf dem Markt eine Vielzahl an Rasenmischungen angeboten. Aber taugen denn alle für einen guten Rasen? Und was ist überhaupt ein guter Rasen? Um diese Fragen zu beantworten, muss zunächst geklärt werden, was denn unter einem Rasen überhaupt zu verstehen ist und ob Rasen für Jedermann gleich Rasen ist.
Der Eine mag den Rasen mit einer Sportart verknüpfen und redet dann von Golfrasen, Fußballrasen oder allgemein von Strapazierrasen, der Andere bringt vielleicht den Standort ins Spiel und hätte gerne einen Schattenrasen. Ein Dritter denkt vielleicht globaler und bringt den Englischen Rasen ins Spiel oder gar den mediterranen Rasen bis hin zum American Green. Auch der Berliner Tiergarten geistert wohl immer noch durch die Köpfe. Wer oder was hilft da jetzt weiter? Ein Blick in die für Rasen zuständigen Normen? Zumindest der Ansatz einer Definition findet sich darin. In der für den Hausrasen zuständigen Norm DIN 18917 (Rasen und Saatarbeiten) wird unter dem Kapitel „Begriffe“ der Rasen als eine durch Wurzeln und Ausläufer mit der Vegetationstragschicht fest verwachsene Pflanzendecke aus Gräsern definiert, die im Regelfall keiner landwirtschaftlichen Nutzung unterliegt. Ergänzt wird, dass entsprechend dem Verwendungszweck auch Leguminosen und sonstige Kräuter enthalten sein können. Hier fällt schon auf, dass Rasen nicht nur Gräser enthalten kann und muss, sondern dass auch Leguminosen wie Weißklee, aber auch andere Kräuter eine Rolle spielen können.
4 + 1 Rasentypen
Die Norm unterscheidet lediglich 4 Rasentypen: den Zierrasen, den Gebrauchsrasen, den Strapazierrasen und den Landschafts- oder Extensivrasen. Das Bundessortenamt ergänzt die Rasentypen um den Tiefschnittrasen, der hauptsächlich auf Golfgrüns verwendet wird. Siehe folgende Tabelle:
Alle anderen Bezeichnungen von vermeintlichen Rasentypen wie Englischer Rasen, Luxusrasen, Superrasen, Teppichrasen und Traumrasen sind offiziell gar nicht definiert und häufig weit entfernt von einer fachlich und sachlich richtigen Zusammensetzung. Die Titulierungen sind dann eher in Marketingabteilungen entstanden und sollen die Fantasie der Kunden anregen und hohe Qualität suggerieren. Da inzwischen die Auswahl an Rasenmischungen, sei es im Baumarkt oder im Internet, unüberschaubare Dimensionen angenommen hat, ist der Endkunde häufig verunsichert, welche er denn nun nehmen soll. Soll es einfach nur billig sein, oder doch lieber die etwas teurere Mischung mit dem ansprechenden Etikett? Leider gewährleistet der Preis nicht unbedingt ein besseres Ergebnis, wenngleich hochwertiges Saatgut seinen Preis hat und sein Geld auch wert ist. Beispielsweise hat Stiftung Warentest in der Ausgabe von April 2019 insgesamt 41 aktuell im Handel angebotene Gebrauchsrasen-Mischungen für den Hausrasen getestet, nicht einmal die Hälfte (20 von 41) davon haben den Test bestanden.
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