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BlogBeitrag
  • 20. Januar 2021
  • Allgemein Fachwissen
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Ein Fachaufsatz von Hartmut Schneider,
anerkannter Rasenexperte

 

Bei Lolium perenne listet das Bundessortenamt in seiner aktuellen Beschreibenden Sortenliste Rasengräser von 2019 allein für Gebrauchsrasen 89 Sorten auf. Die Bewertungsnoten reichen hierbei von 3 – bedingt geeignet – bis 9 – sehr gut geeignet –, der höchsten Bewertung. In der RSM 2.3 Gebrauchsrasen-Spielrasen von 2020 müssen beispielsweise die beiden Lolium perenne Sorten eine Mindesteignung von 6 bzw. 7 aufweisen. Geringere Noten sind in dieser Mischung nicht zulässig. Es geht aber auch besser, nämlich dann, wenn höherwertigere Sorten verwendet werden. Wird dies auf alle Mischungspartner übertragen, kann eine RSM 2.3 auch eine Golfrasenmischung wie RSM 4.3 in der Qualität überflügeln, ist so aber am Markt wohl kaum erhältlich, da einiges teurer als die Standardmischung.

 

Individuelle Mischungen vom Profi

 Mit diesem Wissen lassen sich die Profis unter den Anwendern bzw. Gartenbauer häufig auch individuelle Mischungen zusammenstellen, insbesondere dann, wenn bestimmte Ansprüche des Auftraggebers bestehen, wie die Eignung für Mähroboter oder die Toleranz gegen bestimmte in der Region oder Lage vorherrschenden Rasenkrankheiten. Solche Hinweise finden sich in den Sortenauflistungen der RSM Rasen und vor allem in der Beschreibenden Sortenliste Rasengräser des Bundessortenamtes BSA. Diese lässt sich im Übrigen bis jetzt kostenlos beim BSA herunterladen. Mit dem Einsatz eines Mähroboters geht oft der Wunsch nach einem tief geschnittenen Rasen einher, auch wenn dies nicht zwingend notwendig ist. Leider mag es eines der Hauptgräser im Hausrasen, namentlich Lolium perenne, überhaupt nicht tief geschnitten zu werden. Anderseits kreieren inzwischen einige Hersteller entsprechende Mischungen, in deren Mischungsnamen die Wörter „Roboter“ oder abgekürzt „Robo“ auftauchen. Leider gilt auch hier, dass Wunsch und Wirklichkeit nicht immer deckungsgleich sind. Also tunlichst insbesondere die Sorten, welche von Lolium perenne gelistet sind, auf deren Eignung überprüfen. Hier reicht oft schon der Blick in die RSM.

Die Faustregel lautet, wenn eine Sorte von Lolium perenne keine Eignungsnote für Zierrasen erhalten hat, ist die Sorte entweder sehr breitblättrig und/oder nicht tiefschnittverträglich, da Zierrasen in der Regel vergleichsweise tief gemäht wird und feinblättrig sein soll. Für Zierrasen gibt es bei Lolium perenne derzeit keine Note 9. Lediglich 7 von 89 Sorten erreichen die Note 8. Damit ist Unbesehen die Trefferquote für eine gute tiefschnittverträgliche Sorte bei diesem Gras relativ gering. Nähere Betrachtung von Mischungen lohnt sich nicht nur in diesem Fall.

Sollen zwei RSM-Mischungen, beispielsweise RSM 2.3, qualitativ verglichen werden, sollten die Noten der Einzelkomponenten mit den prozentualen Gewichtsanteilen multipliziert werden. Die Aufsummierung ergibt dann die „Eignungsnote“ der Mischung. Je höher diese Note, desto besser bzw. hochwertiger ist Mischung, siehe folgende Tabelle.

 

 

Da die RSM neben den Regelwerten bei den Gewichtsanteilen der einzelnen Grasarten bzw. deren Sorten oft auch Spielräume zulässt, wird die Vergleichbarkeit zusätzlich erschwert.
Eine RSM 2.3 kann beispielsweise sowohl 20 als auch 40 % Lolium perenne enthalten. Die RSM 3.2 Sportrasen-Regeneration zur Nachsaat auf Fußballplätzen kann aus ausschließlich Lolium perenne bestehen, aber auch 20 % Poa pratensis (Wiesenrispe) enthalten.

Sollen firmeneigene oder kundenspezifische Mischungen zusammengestellt werden, müssen neben den Arten und Sorten und deren Gewichtsanteile und Eignungsnote noch weitere Faktoren wie die Keimdauer, die Wuchskraft und die Anzahl der Samen bzw. botanisch korrekter der Spelzfrüchte pro Gramm berücksichtigt werden. Hier gibt es ebenfalls erhebliche Unterschiede:

 

 

Hiervon leitet sich auch die Aussaatmenge pro Quadratmeter ab. Ziel bei der Neuansaat eines Rasens sind ca. 30.000 bis 40.000 Samen pro Quadratmeter, je nach Jahreszeit.
Bei einer Standard-RSM 2.3 wären das dann die empfohlenen 25 g/m². Bei reinem Lolium perenne wäre rechnerisch eine Saatstärke von 60 bis 80 g/m² notwendig, bei reinem Poa pratensis gerundet 9 bis 11 g/m², bei Agrostis stolonifera (Weises Straußgras) lediglich ca. 2 g/m². Da Lolium perenne am schnellsten keimt und sehr wuchs- und kampfkräftig ist, kann die errechnete Aussaatmenge aber durchaus auch reduziert werden, bei Poa pratensis tendenziell etwas mehr säen, aber nicht nach dem Motto „Viel hilft viel“. Bei zu hoher Saatdichte stehen die Pflanzen nach der Keimung dann zu eng und behindern sich gegenseitig und werden durch zu feuchtes Mikroklima dann oft von Rasenkrankheiten befallen, die im schlimmsten Fall zum Totalausfall führen können.

Ist jetzt endlich das richtige Saatgut gefunden, muss dann sowohl bei der Bodenvorbereitung als auch bei der Aussaat alles richtig gemacht werden. Grundsätzlich gilt, dass Rasensaatgut erst bei einer Bodentemperatur von 10 °C keimt und dass Saatgut nach dem feucht werden bis zum Keimen auch feucht – nicht nass! – gehalten werden muss.

 

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Anlage von hochwertigen Rasenflächen komplizierter ist, als gemeinhin angenommen wird und dass Saatgut je nach Vorstellung und Verwendungszweck gezielt ausgewählt werden muss und nicht gut genug sein kann.

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